Obst und Gemüse

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Frisches Obst und Gemüse stellt eine kleine, gesunde Ergänzung zum Rau- und Grünfutter dar
  • Es darf mehrmals in der Woche als Ergänzung oder als Leckerchen gegeben werden; Tiere mit Mehrbedarf dürfen davon vorübergehend noch mehr bekommen
  • Beispiel-Gabe für gesunde Tiere ohne Mehrbedarf: 1 Hagebutte, 1-2 Weißdornbeeren, eine kleine Spalte Apfel, eine Scheibchen Möhre
  • Frisches blättriges Gemüse darf täglich in unbegrenzter Menge gereicht werden. Es zählt zum Grünfutter (also auch zum Hauptfutter)
  • Von getrocknetem Obst und Gemüse raten wir ab

Ausführliches:

1. Obst und Gemüse als Zuckerbomben?

Leckerer Obst-Gemüse-Teller
Leckerer Obst-Gemüse-Teller

Gemüse und Obst sind keine Zuckerbomben wie so oft fälschlicherweise angenommen und machen unsere Haustiere auch nicht dick, ernährt man insgesamt vernünftig und nicht zu gehaltvoll. Die Pflanzen beinhalten zwar Kohlenhydrate, aber dies tun Saaten, Pellets, Heu und Kräuter auch. Frisches Obst und Gemüse besteht hauptsächlich aus Wasser (bis zu 97%), welches natürlich kaum Kalorien enthält und sicherlich nicht dick macht. Somit kann beim frischem Gemüse & Co. durchaus auch von kärglicher Kost die Rede sein.

Auch löst frisches Obst - in Maßen verfüttert - kein Diabetes aus wie oft angenommen und gewarnt. Abgesehen davon, neigen Chinchillas nicht zu Diabetes wie z.B. Degus. Getrocknet gilt Obst und Gemüse jedoch als Kraftfutter oder/und Leckerchen - wir empfehlen bestenfalls gar kein getrocknetes Obst und Gemüse zu geben und immer auf frisches zurückzugreifen!

Wird Gemüse und Obst beim Trocknungsprozess Wasser entzogen, liegt der Zucker in konzentrierter Form vor, 100g getrockneter Frucht enthalten dann 4-5mal so viel Zucker wie 100 der selben frischen Frucht, eben weil im Frischzustand das meiste Gewicht der Pflanze das Wasser ausmacht. Dementsprechend findet man bei 100g Trockenobst auch mehr andere Nährstoffe wie Mineralstoffe vor als bei frischem. Exkurs: Nachteile von Trockenkost ist jedoch, dass beim Trocknungsprozess viele Vitamine verloren gehen und bei Kräutern viel wertvolles Pflanzenmaterial abbricht, so dass hauptsächlich nährstoffarme Stengel übrigbleiben (v.a. bei Heu und minderwertigen Kräutern ist es der Fall).

 

Da getrocknetes Obst und Gemüse (v.a. Knoll-, Wurzel- und Kohlgemüse) auch bei geringer Menge viel Energie liefert, zählt es genauso wie Pellets und Saaten zum Kraftfutter, frisches jedoch nicht. Ein weiterer Nachteil von bestimmten, getrockneten Gemüse- und Obstsorten ist, dass es getrocknet hart ist und - nicht nur durch die hohe Energiedichte-, sondern eben auch durch den Druck, der beim Knacken des Futters erzeugt wird, zu Zahnproblemen wie retrogradem Zahnwachstum führt.

 

Ferner lässt man gerne aus den Augen, dass Wiesenkräuter oder Heu aber v.a. allen Pellets genauso oder gar mehr Kohlenhydrate enthalten als frisches Gemüse und so manches Obst. In Pellets ist der Kohlenhydratanteil sogar deutlich höher als in frischem Gemüse und Obst. „Zucker“-Vergleich auf einen Blick:

  • Sanddornbeere 5g
  • Apfel 11,4g
  • Weintrauben 16g
  • Hagebutte 19g
  • Banane 21g
  • Karotte 5g
  • Chicoree 2,3g
  • Löwenzahn frisch 9,6g
  • Löwenzahn getrocknet 45,5g
  • Gras 2-2,5g
  • Heu 7g-17g
  • Pellets ca. 19g

 

Der Unterschied bei Trockenfutter wie Heu und Kräutern ist jedoch, dass das Chinchilla mehr fressen und kauen muss, um 100g dieses Futtermittels zu sich zu nehmen als wenn es schwerere Kost aufnimmt wie Pellets oder Obst. Somit ist der hohe Zuckeranteil in Pellets & Co. deutlich kritischer anzusehen als der Verzehr von Heu & Co., da Chins von diesen insgesamt weniger fressen (bezügl. des Gewichtes).

 

In Folgendem eine Fotosammlung mit Chinchillas, die ihr frisches Obst und Gemüse genießen:

2. Unnatürliches Futtermittel?

Obst und Gemüse gehören durchaus zum natürlichen Ernährungsspektrum von Kleinsäugern, die z.B. z.B. im Herbst Fallobst fressen oder die als Kulturverfolger bei Möglichkeit und Notwendigkeit unterwegs sind.

 

Ferner ernähren sich Wildchinchillas im Schutzreservat auch von Früchten diverser Sträucher, Kaktusfeigen und von Sukkulenten, wobei letztere eher zuckerarm sein werden.

 

Im früherem Verbreitungsgebiet, dem chilenischem Motorral, fanden wilde Chinchillas aber auch uns bekannte Futterpflanzen vor. Aber auch im aktuellen Rückzugsgebiet findet man Früchte diverser Sträucher und Sukulenten samt ihrer Fruchtbestände.

 
Zum anderen sollte man sich auch fragen: Was ist „Gemüse“ eigentlich?

Gemüse ist ein Sammelbegriff für essbare Teile wilder oder kultivierter krautiger Pflanzen. 

Bei Knoll- und Wurzelgemüse handelt es sich um Wurzeln (= unterirdische Pflanzenteile, die von Wildchinchillas auch gefressen werden), das war über der Erde wächst ist das Kraut z.B. Sellerie-, Möhren-, Fenchelkraut, dieses wird Blattgemüse genannt (und Kräuter/Blätter gehören ebenso zum natürlichen Ernährungsspektrum).

Fruchtgemüse ist nichts anderes als die Früchte von Pflanzen z.B. Kürbis, Gurke, Paprika.

Kulturpflanzen sind genetisch veränderte Wildpflanzen (in Bezug auf ihre Größe und Standfestigkeit), die zielgerichtet in großer Menge vom Menschen angebaut werden.

Jede domestizierten Gemüseart hat ihre wilde Urform: 

  • Möhre – Wilde Möhre
  • Kohl – Wilder Kohl
  • Kopfsalat – Lattich
  • Ruccola(salat) – Wilde Rauke
  • Chicoree - Wilde Zichorie


So auch beim Obst:

  • Kultur-Apfel – wilder Apfel etc.

Dennoch unterscheiden sich die wilden und domestizierte Pflanzen-Formen voneinander. Die wilden Formen ist qualitativ hochwertiger, sie beinhalten z.B. mehr sekundäre Stoffe, weniger Wasser und Zucker, mehr Fasern und natürlich weniger Schadstoffe je nach Sammelort.

TIPP: Beliebtes Obst und Gemüse: Erdbeere, Himbeere, Weißdornbeere, Traube, Blaubeere, Apfel, Birne, Karotte. Ferner bei einigen Chins auch beliebt sind Gurke, Brokkoli, Blumenkohl, Kirsche, ...

 

Nice to know: Wie oben bereits erwähnt, zählt blättriges Gemüse und Blattgemüse zum Teil des Grünfutters und darf im Gegensatz zum sonstigen Gemüse und Obst täglich unbegrenzt gegeben werden.

Siehe auch: