Viele Menschen assoziieren mit dem Terminus „vergiften“ sehr Schlimmes v.a. schwere, lebensbedrohliche Gesundheitszustände bis hin zum Tode. Die Realität sieht jedoch viel differenzierter
aus.
Zum einen unterscheidet man zwischen akuter und chronischer Vergiftung. Vergiftungen können akut sein und z.B. nur „harmloses“, vorübergehendes Bauchweh auslösen oder aber innerhalb
eines kurzen Zeitraums den Tod herbeiführen. Und zum anderen können Vergiftungen erst nach einer Weile auftreten und ebenfalls entweder zu bloßen Symptomen führen z.B. Mangelzustände oder
Leberschäden, die behoben werden können, oder aber tödlich enden können.
Neben akuten Vergiftungserscheinungen wie Durchfall oder Tod bei hochgiftigen Pflanzen, kann es bei der Einnahme von bestimmten Pflanzen zu Langzeitschäden kommen, wenn man größere
Mengen dauerhaften einnimmt. So soll z.B. Ackerschachtelhalm zu Vitamin B Mangel führen, wobei es hierfür nur Belege für Großvieh gibt, herbivore Kleintiere sind gegenüber Giften häufig deutlich
resistenter. So beobachten Kaninchenhalter bei ihren im Garten freilebenden Tieren, dass diese regelmäßig oder bedarfsgemäß an die, an vielen Orten als giftig angesehene Gewächse gehen, wie z.B.
Efeu, Buchs oder Thuja und dies völlig unbeschadet (Achtung: Solche Selektion findet bei nicht artgemäßer Haltung und Fütterung (erstmal) nicht oder eventuell. nur defizitär statt). Und außerdem
kommen zu dieser ersten Problematik die später genannten Schwierigkeiten bei solchen Beobachtungen / bei solchen Studien dazu.
Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass der Wirkstoffgehalt ein und derselben Pflanze bereits von diversen Faktoren abhängig ist wie Wachstumsstandort, Bodenbeschaffenheit,
Pflückzeitpunkt, Trocknungsart, Lagerung oder Wetterbedingungen. So ist der Giftstoff-/Heilstoffgehalt gar von Pflanzen zu Pflanze derselben Art unterschiedlich.Interessant ist ebenfalls die
Tatsache, dass es einige Pflanzen gibt, die frisch giftig sind, getrocknet jedoch harmlos wie z.B. Kuhschelle, Leberblümchen, Buschwindröschen oder Scharbockskraut. Und: Pflanzen können auch
abhängig von den verwendeten bzw. verspeisten Teilen nach Giftigkeit klassifiziert werden z.B. Efeu. So sind die Efeubeeren tatsächlich als Speise ungeeignet und generell als giftig zu
betrachten, die Blätter hingegen können in kleinen Mengen oder hin und wieder problemlos gefressen oder als Tee getrunken werden sowie äußerlich angewandt werden ohne zu schaden. Aus Unsicherheit
und Unwissen wird jedoch von vielen Menschen der ganze Efeu als giftig bezeichnet.
Giftig bedeutet also nicht, dass ein Tier sofort tot umfällt sobald es an der potenziell giftigen Pflanze nascht. Giftig bedeutet, dass eine Pflanze X ab einer bestimmten Menge, innerhalb
eines bestimmten Zeitraums (z.B. wird Blausäure vom Körper wieder abgebaut, sodass eine Vergiftung sehr unwahrscheinlich ist, da das Tier Unmengen davon innerhalb kürzester zeit verdrücken
müsste) oder je nach Pflanze eben über längeren Zeitraum täglich unter (in)direktem Zwang aufgenommen (aufgrund zu einseitiger Ernährung) unerwünschte Vergiftungssymptome bzw.
Nebenwirkungen wie Bauchweh, Erbrechen, Bewegungsstörungen, Ausfall-/Lähmungserscheinungen, Organschäden, Mangelzustände etc. haben kann. Tödlich giftig im Sinne von „kleine Menge reicht aus um
ein Tier innerhalb kürzester Zeit umzubringen“ sind de facto nicht viele Pflanzen, aber gerade diese sind eine wirkliche Gefahr vor der wir unsere Chins schützen sollten.
Heimtiere können in Bezug auf Pflanzen selektieren und meiden Giftiges unter normalen Umständen von allein. Doch aufgrund von
Langweile, eingeschränkter Futterauswahl, Krankheiten, Sinnestrübung, Unerfahrenheit, etc. können sie dennoch mal an Giftiges gehen.
Doch gerade in Bezug auf Futter und in Anbetracht der Selektionsfähigkeit unserer Tiere stellen eben nur hochgiftige Gewächse ein reelles Risiko für die Tiere dar (es sei denn man ernährt die
Tiere einseitig oder gibt v.a. giftige Pflanzen, aber wenig vom denen, die auch in großer Menge unproblematisch sind). Es gibt – wenn auch relativ wenige - Pflanzen, von denen bereits kleine
Mengen hochtoxisch sind und an denen die Chins eingehen würden.
Einige Pflanzen, die nicht verfüttert werden dürfen sind z.B.: Adlerfarn, Alraune, Aronstab, Bilsenkraut, Blätterpilz, Brechnuss, Christrose, Dieffenbachie, Eibe, Eisenhut, Engelstrompete,
Fingerhut, Germer, Giftsumach, Goldglöckchen, Goldregen, Heckenrübe, Herbstzeitlose, Hundszunge, Kolbenfaden, Kreuzkrautgewächse, Lilie, Lorchel, Märzenbecher, Maiglöckchen, Nieswurz, Oleander,
Rittersporn, Rizinus/Wunderbaum, Rotahorn, Scheinzypressen, Schierling, Schleierling Schneerose, Seidelbast, Stechapfel, Stinkwacholder, Tabak, Tollkirsche, Winterling, Wüstenrose, Zaunrübe,
Zypressen.
Einige dieser Pflanzen werden wohl in kleinerer Menge vertragen werden, jedoch ist hier die Gefahr einfach zu groß. Vielleicht kann diese Aufzählung in Zukunft noch verkleinert werden, wenn
genügend Erfahrungen vorliegen, da man sich auf die Quellen nie 100%ig verlassen kann (siehe v.a. die Problematik der Studienergebnisse).
TIPP: Erste Maßnahme bei akuter, ernsthafter Vergiftung ist die Gabe von Heilkohle (mehrere Tabletten!), anschließend sollte sofort der TA aufgesucht werden, der u.a. Infusionen verabreichen
sollte und ansonsten die Symptome behandeln wird.
Wie allgemein in der Ernährung, so kommt es auch bei Pflanzen und der Frage nach ihrer Heil- oder Giftwirkung auf die verwendete bzw. eingenommene Menge an. Wie es einst auch schon Paracelsus (1493-1541), ein bekannter deutscher Arzt und Reformator der Medizin, sagte:
"Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist."
Wikipedia definiert „Heilpflanze“ folgendermaßen:
" Eine Heilpflanze (oder Drogenpflanze, Giftpflanze, Arzneipflanze und Heilkraut) ist eine Pflanze, die in der Pflanzenheilkunde wegen ihres Gehalts an Wirkstoffen zu Heilzwecken oder zur Linderung von Krankheiten verwendet werden kann."
Beide zitierten Stellen sagen nichts anderes aus als : Keine Pflanze ist ungiftig.
Jede Pflanze, egal ob Kraut, Baum, Gemüse oder Frucht, hat eine Wirkung auf den Organismus. Wildgewächse haben meistens mehr Wirkstoffe (wichtige Anm.: Wirkstoff kann sowohl ein Heil- als auch ein Giftstoff sein) als domestizierte Arten, bei denen Wirkstoffe u.a. für die menschliche Akzeptanz (z.B. die Verringerung von bitter schmeckenden Stoffen/Bitterstoffen) weggezüchtet wurden. Ein Beispiel bildet z.B. Kopfsalat, der durch die Züchtung weniger wertvolle Stoffe in sich trägt als wilder Lattich. Er schmeckt dadurch auch milder, ist leichter zu kultivieren etc. Selbiges gilt für wilde Rauke vs. Rucola aus dem Supermarkt. Ihren Ursprung haben jedoch alle domestizierten Pflanzenarten in der Natur.
Wird eine Pflanze verspeist, so wirkt ihr gesamter Wirk- und Nährstoffkomplex und nicht nur ein bestimmter Wirkstoff. Dadurch relativiert oder aber verstärkt sich die Wirkung einzelner Wirkstoffe in der Pflanze. In jedem Fall wirkt die Pflanze in ihrer einzigartigen, komplexen Zusammensetzung verschiedener Wirkstoffe gleichzeitig - anders als ein aus der Pflanze isolierter und aufgenommener Wirkstoff, der auch in der Phytotherapie oder Homöopathie Anwendung findet.
"Die Giftigkeit von Pflanzen ist relativ zu bewerten und v.a. abhängig von der aufgenommenen Dosis (BRIEMLE 2002b). Zudem wirken sie ausgesprochen tierartspezifisch. Auf den Versuchsflächen aufgefundene, teils toxisch wirkende Arten waren Scharfer Hahnenfuß, Sumpf-Schachtelhalm, Wiesen-Schaumkraut (Flächentyp III) sowie Zypressen-Wolfsmilch (am Rand von Fläche 1). Die beiden letztgenannten Arten werden vom Weidevieh ohnehin gemieden (BRIEMLE 2002b) ."
Quelle: sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/09/09H045/t3.pdf
Wichtig und richtig in Bezug auf Pflanzen und ihrer Wirkung ist:
Daher wäre es sinnvoller weder von Giftstoffen noch von Heilstoffen zu sprechen, sondern von WIRKstoffen. Und: JEDE Pflanzen wirkt! Es ist somit nicht korrekt von Giftpflanzen oder Heilpflanzen zu sprechen, sondern es wäre richtig von wirkenden Pflanzen zu sprechen, denn keine Pflanze wirkt nicht auf den Körper!
Und nicht vergessen: Jede sonst so als völlig unproblematisch geltende Pflanze, Futterpflanze, Heilpflanze, kann unter bestimmten Umständen zur Giftpflanze werden.
Selbst tödlich bzw. hochgiftige Pflanzen wie z.B. der Eisenhut ist demnach Heil- und Giftpflanze zugleich. Hier wirken wiederum nur isolierte Stoffe als Medizin, denn als Komplex überragt die Gift-/Nebenwirkung der Pflanze, daher sollte die niemals verfüttert oder als Hausmittel angewandt werden.
"Bei manchen Heilpflanzen entspricht die Schwere der Nebenwirkungen in etwa der nützlichen Wirkung, z.B. Fingerhut. Bei anderen Pflanzen übersteigen die Nebenwirkungen die Nutzwirkung erheblich, weshalb sie kaum benutzt werden, z.B. Zaunrübe. Wieder andere Heilpflanzen haben eine deutliche Nutzwirkung und kaum Nebenwirkungen, was sie zu nützlichen Pflanzen für die Selbstbehandlung macht, z.B. Weissdorn."
Quelle: www.heilkraeuter.de/nebenwirkungen.htm
"Einige wertvolle Heilpflanzen sind so giftig, dass man sie unverdünnt keinesfalls als Selbstmedikation anwenden darf und sollte. Sie gehören in die Hand eines erfahrenen Arztes und werden meistens in standartisierter Form als Fertigpräparat eingesetzt. Die bekannteste Heilpflanze dieser Art ist zweifelsohne der Fingerhut (Digitalis). Unbedarft angewendet kann er töten, aber richtig angwendet kann er Leben retten, weil er das Herz messbar stärkt."
Quelle: www.heilkraeuter.de/nebenwirkungen.htm
Aus den oberen und nachfolgenden Ausführungen entsteht die zu hinterfragende Problematik nach der Echtheit der Aussagekraft der angegebenen Wirkung von Pflanzen in scheinbare seriösen Giftdatenbanken, denn viele Aussagen beziehen sich
Alles davon gilt als höchst problematisch, denn ein Tier ernährt sich von Natur aus niemals einseitig und es nimmt auch niemals einen isolierten Wirkstoff auf, sondern die natürliche, komplexe Wirkstoffzusammensetzung in Form einer Pflanze.
Und ferner
Die Schweizer Giftpflanzen-Datenbank bietet im großen und Ganzen erste Anhaltspunkte für die Giftigkeit einer Pflanze, nur darf man auch hier nicht einfach drüberlesen, sondern sollte schauen, auf welche Tierart sich die Angaben beziehen, auf welche Menge, welchen Zeitintervall, etc. Und man darf nicht vergessen, wie man zu diesem und jenem Resultat kam (realitätsfremde Studienausführung s.o.).
Interessierte sollten sich unbedingt folgende Zeilen zu Gemüte führen, welche zeigen, wie komplex dieses Thema ist und wie sich irreführende Infos etablieren und verunsichern können und wichtige Fakten unter dem Teppich gekehrt werden. Bitte unbedingt bis zum Ende lesen.
"Kräuter-Verunglimpfung am Beispiel der Pyrrolizidinalkaloide
Pyrrolizidinalkaloide sind eine große Gruppe von Alkaloiden, die in manchen Pflanzen enthalten sind. Einige Pyrrolizidinalkaloide haben eine leberschädigende Wirkung. Bei Langzeitanwendung können sie auch Leberkrebs auslösen. Das trifft aber nicht auf alle Pyrrolizidinalkaloide, sondern nur auf einige, beispielsweise Senecionin und Senkirkin. Solche schädlichen Pyrrolizidinalkaloide sind beispielsweise in Kreuzkräutern enthalten, einer großen Pflanzengattung. Seit langer Zeit ist bekannt, das das Jakobs-Kreuzkraut zu tödlichen Leber-Schädigungen bei Weidetieren führen kann, wenn diese vom Jakobs-Kreuzkraut fressen. Frisches Jakobs-Kreuzkraut wird von den Weidetieren meistens gemieden, weil es bitter schmeckt, aber im trockenen Heu verliert sich der bittere Geschmack und es kommt zu den Problemen. Soweit ist es eine klare Sache mit den Pyrrolizidinalkaloiden. Man kann die betroffenen Kreuzkräuter getrost als giftig bezeichnen. Aber dann begann Ende der 1980er Jahren eine Kampagne, die alle Heilpflanzen, die Pyrrolizidinalkaloide enthalten, als giftig abstempeln wollte. Pyrrolizidinalkaloide sind in zahlreichen Pflanzen der Familien Korbblütler, Rauhblattgewächse und Hülsenfrüchtler enthalten. Dazu gehören so bekannte, traditionelle Heilpflanzen wie Huflattich, Beinwell, Borretsch, Pestwurz, Wasserdost. Im Jahr 1988 schrieb das deutsche Bundesgesundheitsamt (BGA) an zahlreiche Arzneimittelhersteller und kündigte das Ruhen der Zulassung von über 2500 Naturheilmitteln an, die Heilpflanzen mit Pyrrolizidinalkaloiden enthielten. Der Auslöser dieser Kampagne war der Tod eines Neugeborenen, dessen Mutter angeblich während der Schwangerschaft Huflattich-Tee getrunken hatte. Diese Nachricht ging durch zahlreiche Medien und sorgte schnell für starke Verunsicherung in Hinblick auf den Huflattich. Bei näherer Betrachtung stellte sich jedoch heraus, dass die Mutter des Säuglings drogensüchtig war. Sie trank ausserdem einen Mischtee, der maximal neun Prozent Huflattich enthielt. Die anderen Heilpflanzen in diesem Mischtee wurden weder von den Medien noch vom BGA berücksichtigt. Neuere Meldungen bezweifelten sogar, ob überhaupt Huflattich in dem Mischtee enthalten war. Zur Untermauerung der Schädlichkeits-Vorwürfe gab es Tierversuche mit Ratten. Die Ratten wurden mit Futter gefüttert, das 4% bis 32% Huflattich enthielt. Die Ratten verweigerten das Futter ab 15% Huflattichanteil, daher wurde ihnen das Futter zwangsweise verabreicht. Allein der Stress durch Zwangsernährung kann schon krebsfördernd wirken. Ausserdem gilt auch bei Huflattich: allein die Dosis macht einen Stoff zum Gift. Kein vernünftiger Mensch und auch kein Tier würde sich zu einem hohen Prozentsatz von Huflattich ernähren. Eine gesundheitsschädliche Wirkung bei Zwangsernährung mit immer den gleichen Kräutern würde nicht nur bei Huflattich, sondern bei allen Heilpflanzen auftreten. Selbst bei Zwangsernährung mit Kaffee, Bier, Kochsalz und dergleichen kann man sich als Tester sicher sein, dass es zu Gesundheitsproblemen kommt. Man kann also sehr einfach eine Heilpflanze oder ein Genussmittel in Misskredit bringen, indem man einfach Versuchstiere damit zwangsfüttert. Wenn die schädigende Wirkung nicht drastisch genug ist, wird häufig die zu verteufelnde Substanz chemisch isoliert und den Versuchstieren hochdosiert gespritzt. Spätestens bei solchen Versuchen hat man dann sehr extreme Gesundheitsstörungen. Dabei ist es völlig egal, mit welcher Substanz man die Tiere behandelt. So wundert es nicht, dass die Versuchratten nach längerer Huflattich-Zwangsfütterung krank wurden, sie bekamen Leberkrebs. Diese Versuchsergebnisse wurden schliesslich verwendet, um die Verbote der betroffenen Heilpflanzen durchzusetzen. In der Folgezeit brach ein langjähriger Kampf aus, zu dem mir nicht alle Einzelheiten bekannt sind. Ein vollständiges Verbot von Huflattich, Beinwell und anderen Heilpflanzen konnte letztendlich nicht durchgedrückt werden. In den meisten Kräuterhandlungen sind Beinwell und Huflattich inzwischen nicht mehr erhältlich, das gilt auch für die meisten anderen Pflanzen, die damals auf der Verbotsliste des BGAs standen. In Apotheken kann man Beinwell und Huflattich jedoch rezeptfrei bestellen. In den Köpfen der Menschen und vor allem auch der Kräuterkundigen ist jedoch ein erheblicher Schaden angerichtet worden. Zahlreiche Menschen glauben inzwischen allen Ernstes, dass alle Pflanzen, die auch nur geringste Mengen Pyrrolizidinalkaloide enthalten, egal welcher Art, gefährlich giftig und krebsfördernd sind. Kräuterkundige und Buchautoren werden manchmal so lange bedrängt, bis sie entsprechende Warnungen in ihre Publikationen aufnehmen. So gelangt die fehlerhafte Information, dass Huflattich, Beinwell und generell alle pyrrolizidinalkaloidhaltigen Heilpflanzen giftig sind, in immer mehr Publikationen, bis diese Falschinformation im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil des Allgemeinwissens werden wird. Daran kann man erkennen, dass man nicht nur die Heilpflanzen selbst mit einem gewissen Augenmass betrachten muss, sondern auch die Informationen über Wirkungen und Nebenwirkungen von Heilpflanzen. Hinweis: die Giftigkeit von Pyrrolizidinalkaloiden in Kreuzkräutern wird in diesem Artikel keineswegs bestritten. Die kritischen Äusserungen beziehen sich ausschliesslich auf die Panikmache und Verbotsversuche, die pauschal alle Pflanzen mit Pyrrolizidinalkaloiden verteufeln."
Quelle: www.heilkraeuter.de/nebenwirkungen.htm
Nun soll es um die vielen Giftpflanzenlisten im Netz gehen. Egal, welche - nicht fachmännische - Listen, Seiten und Foren man nun als Quelle bezieht, um die Giftigkeit einer Pflanze einzuschätzen, ergeben sich viele Schwierigkeiten und Gründe, was die Ablehnung bestimmter Pflanzen als Chinchillafutter oder gar regelrechte Panikmache nach sich zieht, obwohl die Gewächse unter normalen Umständen unproblematisch sind. So haben sich die Personen, die diese Listen erstellen, meist mit dem Terminus "Gift" gar nicht, kaum oder unzureichend auseinandergesetzt, Informationen aus Fachliteratur werden sich gelesen (ein kommerzieller Ratgeber, Google oder Botanikus sind keine Fachqellen!), verstanden, nur teilweise gelesen oder falsch intepretiert oder aber man glaubt Aussagen von Haltern mit scheinbarer (schlimmer) Erfahrung ohne die Aussagen zu hinterfragen und die Zusammenhänge zu betrachten. Oder die Personen wollen gar nicht hinterfragen, weil sie sich so viel Arbeit ersparen (Recherche, Umdenken, Eingestehen von Fehlern, Futterumstellung, Kosten, Zeitaufwand etc.)
"Eine Substanz, welche lediglich durch ihre qualitative Beschaffenheit unter allen Umständen geeignet wäre, die Gesundheit zu zerstören, existiert nicht. Die gesundheitszerstörende Eigenschaft ist vielmehr eine relative; sie ist nicht bloß von der Qualität, sondern auch von anderen Bedingungen, insbesondere von der Quantität des beigebrachten Stoffes und von der körperlichen Beschaffenheit der Person, welcher derselbe beigebracht worden ist, abhängig. Je nach der Verschiedenheit der in Frage kommenden Bedingungen [man kann auch sagen je nach Geldgeber der Studie - Anm. d. V.] kann derselbe Stoff bald als gesundheitszerstörend, bald nur als gesundheitsschädlich, bald als durchaus unschädlich, endlich sogar als Heilmittel erscheinen."
Quelle: https://www.tu-braunschweig.de/ipt/spezielles/toxikologie/index_de.html
Man kann als banales Beispiel für die fragile Einteilung in Gift- bzw. Heilpflanze auch Kirschen, Äpfel, Birnen und einige andere Fruchtsorten nehmen. Diese bzw. einige ihrer Stoffe haben oft eine abführende Wirkung. Sie können bei Bedarf den Stuhlgang regulieren oder bei einer Verstopfung Abhilfe schaffen. Isst man jedoch viele Kirschen auf einmal, können sensible Menschen davon schnell Durchfall bekommen und sie gilt in den Fall als Giftpflanze. Bei hochgiftigen Pflanzen reicht jedoch schon ein Probebiss aus, um zu einer Vergiftung zu führen, da hier die Wirkstoffe hochkonzentriert sind.
"Manche Heilpflanzen sind nur sehr schwach giftig, sodass eine unangenehme Wirkung nur beim Verzehr grosser Mengen auftritt, beispielsweise der Gänsefuss, der von vielen Wildkräuter-Fans sogar als Gemüse genossen wird. Im anderen Extrem gibt es Heilpflanzen, bei denen schon der Genuss weniger Blätter tödlich giftig sein kann. Dies ist beispielsweise beim Eisenhut der Fall, der dennoch stark verdünnt eine gute Heilpflanze ist, weil er gereizte Nerven stark beruhigen kann."
Quelle: www.heilkraeuter.de/nebenwirkungen.htm
Viele Tierhalter scheuen sich davor leicht giftige Pflanzen zu verfüttern. Dabei sind diese Pflanzen unter normalen Umständen völlig unproblematisch und helfen den Tieren sich gesund zu ernähren, zu halten und bei leichten Beschwerden zu heilen. Nur in extrem hohen Mengen verspeist, verursachen sie leichte Vergiftungserscheinungen wie z.B. Übelkeit. Diese extrem hohe Menge wird ein Chinchilla, dem noch andere Futtermittel zur Verfügung stehen, jedoch niemals fressen! Genauso wie ein bereits eine Weile naturnah und selektiv ernährtes Chinchilla von den mittelgiftigen Pflanzen niemals so viel fressen wird, dass es zu Vergiftungssymptomen kommt.
"Bei der Betrachtung der Giftigkeit einer Heilpflanze wird heutzutage häufig eine chemisch isolierte Substanz untersucht und nicht die gesamte Pflanze. In Pflanzen kommen chemische Substanzen jedoch nicht isoliert vor, sondern zusammen mit zahlreichen anderen Substanzen, die sich gegenseitig abmildern und teilweise eine Pufferwirkung aufeinander ausüben. Eine isolierte Substanz kann mitunter eine gefährliche Giftwirkung haben, auch wenn die Heilpflanze, die diese Substanz enthält, gefahrlos angewendet werden kann. Daher sollte man isolierte, chemische Wirkstoffe aus Pflanzen nur unter ärztlicher Aufsicht anwenden. Klassische Beispiele für ärztlich genutzte pflanzliche Wirkstoffe sind das Digitalis aus dem Fingerhut und das Colchizin aus der Herbstzeitlose, beides starke Gifte mit wichtiger Heilwirkung. Diese Gifte dürfen nur vom Arzt verschrieben werden. Sie sollten keinesfalls überdosiert werden. Bei diesen beiden Substanzen ist es auch sinnvoll, sie aus der Pflanze zu isolieren und als Medikament anzuwenden. Die gesamten Pflanzen sind nämlich trotz aller Pufferwirkungen immer noch stark giftig. Außerdem enthalten verschiedene Pflanzen je nach Standort, Tageszeit und Wetter unterschiedlich viel Wirkstoffe, so dass es bei gleicher Pflanzenmenge in einem Fall zur Unterdosierung und im anderen Fall zur Überdosierung kommen kann. Als standardisiertes Medikament eingesetzt, kann man die Dosis genau festlegen und auf diese Weise die schädigende Wirkung verringern. Bei anderen Pflanzen ist es jedoch oft sinnvoller, die ganze Pflanze anzuwenden und nicht den isolierten Wirkstoff. Das Menthol aus der Pfefferminze ist beispielsweise ein relativ aggressives ätherisches Öl, das nicht jeder gut verträgt. In einem Pfefferminztee aus der natürlichen Pflanze wird es viel besser vertragen, weil die Pfefferminze auch noch andere Wirkstoffe enthält."
Quelle: www.heilkraeuter.de/info/giftpflanzen.htm
Oder man hat Angst eine Pflanze zu geben, da sie Wirkstoff x enthält, dabei kann man wie gesagt diesen nicht isoliert betrachten, was sich nicht nur daran zeigt, dass selbst scheinbar
ungiftige, harmlose Pflanzen wie die Karotte eine Reihe toxischer Stoffe enthalten, jedoch als Komplex „Möhre“ dem Organismus nichts ausmachen. Im Grunde genommen dürften ängstliche Halter
gar keine Pflanzen verfüttern, denn in jeder dieser Pflanzen finden sich Stoffe, die abschrecken könnten, werden alle Faktoren und Probleme, die ich hier nenne, nicht berücksichtig. Eine Pflanze
sollte immer als Ganzes mit der Summe ihrer Wirk- und Inhaltstoffe betrachtet werden. Die vielen unterschiedlichen Inhaltstoffe einer Pflanze unterstützen sich gegenseitig in ihrer Wirkung.
Manche aggressiv wirkenden Inhaltstoffe werden beispielsweise von anderen Inhaltstoffen abgepuffert, sodass sie sanfter sind aber trotzdem voll wirken. Eine Pflanze ist sozusagen eine große
Wechselwirkung ihrer Inhalts-/Wirkstoffe.
Ein anderes nicht-pflanzliches Beispiel anhand von Wasser, welches niemand von uns spontan als giftig bezeichnen würde, ist ab einer bestimmten Menge in der Tat ebenfalls giftig. Dennoch
bieten wir unseren Tieren Wasser ad libitum ab, weil wir wissen, dass sie nicht zu viel trinken werden, abgesehen von verhaltensgestörten Individuen, die aus Langweile zu viel Wasser zu sich
nehmen können. Haltung bzw. Habitat stehen also im direkten Zusammenhang mit der Ernährung und den Instinkten. Sogar Hunde und Katzen, die weniger sensibilisiert sind auf die
Giftigkeitseinschätzung als richtige Herbivore, können unter günstigen Umständen selektieren. Jedoch eben auch nicht immer.
"Gut zehn Prozent aller veterinärmedizinischen Anfragen bei Giftzentralen in Europa betreffen Vergiftungen durch Pflanzen und pflanzliche Produkte. Von diesen Anfragen beziehen sich weit über 50 Prozent auf Hunde, gefolgt von Katen und Stubenvögeln. Am stärksten sind im Allgemeinen Jungtiere gefährdet, die aus Spielbetrieb, Neugierde oder auch im Zahnwechsel alles Mögliche aufnehmen. Daneben können Langeweite, Protest aufgrund von Veränderung der täglichen Routine, z.8. neue Wohnung. andere Arbeitszeiten, Familienzuwachs etc..) oder andere Verhaltensstörungen Hunde und Katzen dazu veranlassen, sich beispielsweise an Zimmerpflanzen zu vergreifen. Einen besonderen Reizscheinen neu erworbene Pflanzen auf die Tiere auszuüben."
Quelle: https://www.gewaltfreies-hundetraining.com/wissenswertes/lteraturtipps/83-wissenswertes/75-hilfe-am-silvestertag
Leicht giftige Pflanzen (z.B. Flieder, Forsythie, Gundermann, Efeu (nicht die Beeren),
etc.) können allen Chinchillas gegeben werden,
solange sie nicht einseitig, sondern abwechslungsreich ernährt werden und die Möglichkeit haben, ihr Futter zu selektieren (heißt man
füttert diese pflanzen als Gemisch mit einigen oder vielen anderen Futterpflanzen). Stärker giftige bis hochgiftige Pflanzen
gehören nicht in den Futternapf, wobei nur die sehr giftigen wirklich gefährlich sind.
Sogenannte "Giftpflanzen" oder Heilpflanzen, eben aus welcher Perspektive man an die Materie herantritt, sind ein wichtiger Bestandteil der Ernährung von Pflanzenfressern. Je mehr Abwechslung man
den Tieren zuspricht, desto besser können sie selektieren und sich umso gesünder ernähren.
Siehe auch: