Kieferabszess und Zahnziehung

Begonnen hat alles damit, dass mir auffiel, dass unsere Chinchilladame Fiene eines Nachts (d.i. Februar/März 2014 ) nur in ihrem Schlafhäuschen saß und es nicht verließ, obwohl ich frisches Futter brachte und noch länger im Zimmer saß. Mein erster Gedanke war sie könnte verschreckt sein, weil sie ein Geräusch gehört hat. Ist zwar nicht ihre Art, aber es kann mal vorkommen.

 

Auffälliges Verhalten wird hier immer genauer beobachtet, um nichts zu übersehen. Am nächsten Tag schaute ich also häufiger ins Zimmer….Fiene blieb in der Kiste. Mir wurde mulmig. Ich habe alles an Leckereien zusammen gesucht, das ich finden konnte und ihr eins nach dem anderen gereicht. Sie griff gierig danach, warf es dann aber weg. An einem versuchte sie abzubeißen, riss aber anschließend das Mäulchen auf und rieb daran. Jetzt war klar: da stimmt etwas ganz und gar nicht und es wird vermutlich mit den Zähnen zusammen hängen.

 

Ab zum TA! Meine eigene TÄ war natürlich im Urlaub. Super! Ich ging dann zu einer Kollegin, die mit Chinchillas auch recht fit ist und als die Fiene unter Inhalationsnarkose untersucht wurde, bot sich uns ein erschreckendes Bild. Die Zunge war so dick angeschwollen, dass sie ihr im Mäulchen fast schon im Weg war. Auf gar keinen Fall konnte sie so etwas essen. Die weitere Untersuchung ergab einen Abszess unter der Zunge, der den ganzen Hals runter ging. Trotz viel Erfahrung hatte die TÄ dies noch nie gesehen bisher. Der Abszess wurde gespült so gut es eben ging, sie bekam ein Antibiotikum gespritzt. Zähne schienen ansonsten in Ordnung zu sein. Nach ein, zwei Tagen sollte sie wieder essen können war die Prognose der TÄ bis dahin gab es Brei.

 

Die Prognose trat nicht ein, wir standen nach zwei Tagen wieder bei der TÄ. Abszess wurde wieder gespült. Sie meinte es könnte sich evtl. etwas abgekapselt haben, aber aufgrund der Lage konnte sie nichts machen. Wir mussten hoffen, dass es über das AB wird. Im Raum stand auch noch ein tumoröses Geschehen….Abwarten und hoffen hieß es. Nach nochmaligem Termin mit Spülen ging es dann auch aufwärts. AB wurde daraufhin nicht weiter gespritzt, die Fiene saß am Futternapf und aß endlich wieder kleine Futterteile. Ich hatte dafür extra zusätzlich diverse Mischungen gekauft, die eher kleinbröseliger waren und viel Auswahl boten. Ab und an nagte sie auch mal kurz an dem Weidenkorb. Ich war happy und dachte wir haben es geschafft.

 

Am nächsten Morgen bei der Breifütterung dann der Schock: Bei Fiene hatte sich über Nacht einen riesen Beule am linken Unterkiefer gebildet. Wieder ab zum TA. Diese machte einen Schnitt und es lief stinkender Eiter heraus. Im Mäulchen war er flockig und roch nicht, außen stank er erbärmlich. Antibiogramm wurde gemacht, damit wir das richtige AB geben und dann sollte es laut TÄ schnell in Ordnung sein. Die Wunde wurde offen gelassen und beim TA und sollte dann unter Narkose wieder gespült werden. Meiner Meinung nach war er direkt wieder größer geworden….und es stimmte. Eiter war erneut drin und – was sehr eigenartig war – Futterbrei. Wie sollte Futterbrei vom Mäulchen in den äußeren Kopfbereich unter die Haut gelangen?

 

Die Untersuchung brachte die Lösung: der untere, linke Schneidezahn wackelte und bildete dadurch einen Durchgang. Zahn wurde gezogen, mit einem Kegel geschlossen und danach geschah das Wunder: Sie war so fit wie nie bevor es ihr schlecht ging. Es hat noch einige Zeit gedauert bis sie vollständig selbst das Gewicht halten konnte, ich schlich den Brei ganz langsam immer mehr aus. Inzwischen ist sie wieder fit und munter unterwegs, nagt, isst Kräuter, Sämereien, Heu und Frisches und hat sich daran gewöhnt, dass ihr ein Schneidezahn fehlt.

 

Ein kleiner Stolperstein zwischendurch war das AB (Depotspritze), das sie leider schlecht vertrug. Ich muss mal nochmal nachfragen wie das hieß, es war mir nicht geläufig. Fiene wurde davon sehr übel und sie stellte die Nahrungsaufnahme ein und wurde wieder sehr ruhig. Erst die letzte Depotspritze machte ihr zu schaffen und zum Glück half MCP.

 

Ich kann nicht mehr sagen wann wir genau bei der TÄ waren. Auf jeden Fall etliche Male und es hat uns in dieser Zeit um die 600 Euro gekostet. Aber: Gerade nach unseren negativen Erfahrungen, wenn ein Chinchilla mal schlecht dran ist, hatte ich wirklich Sorge, dass sie es nicht schafft. Was bin ich froh!


Update 2017

Unser Fienchen lag im September einfach so tot im Gehege. Vermutlich Herzversagen, aber man weiß es nicht. Bis dahin ging es ihr bestens. Sie musste lediglich 1-2x jährlich zur Kontrolle und Zahnkürzung.

(c)Autor/ Erfahrungsbericht: Anja, 2014