Das Fellbeißen (auch Fellfrass, Fellbenagen genannt) ist eine Verhaltensstörung, die bei Kleinsäugern und allgemein Haustieren nicht all zu selten vorkommt. Auch andere Selbstverstümmelungsarten
existieren wie z.B. das Schwanz-Beknabbern oder Federn-Ausreißen. Betroffen sind nicht nur Nager und andere Kleinsäuger, sondern auch Tiere generell, so zum Beispiel Katzen, Hunde oder
Vögel.
Kleine Übersicht möglicher Verhaltensstörungen bei Haustieren (besonders oft bei Versuchstieren, Tierfarmtieren und Tieren in der Massentierhaltung anzutreffen):
Im Folgendem beziehe ich mich lediglich auf das Fellbeißen, jedoch gelten die Ursachenquellen und Lösungen für die meisten Formen der Verhaltensstörungen.
Das Fell wird vor allem an den Seiten des Unterkörpers abgenagt, aber ebenfalls am Bauch- und Brust-, Genital- und Hinterfußbereich. Bei starken Fellbeißern ist auch die Rückenpartie betroffen bzw. generell alle Fellpartien, an die das Tier mit seinen Zähnen hingelangen kann. Auch können die Schwanzhaare betroffen sein. Meistens wird nicht das komplette Fell abgenagt, sondern nur ein Teil davon - d.h. in der Regel ist die Haut des Tieres noch nicht sichtbar.
Man unterscheidet zwischen 2 "Arten" des Fellbeißens: dem akuten und chronischem Fellbeißen.
Ein Chinchilla mit chronischem Fellbeißen, dessen Störung zeitweise durch zusätzliche Außen-Faktoren (Streit in Gruppe; erforderliche vorübergehende Einzelhaltung) begünstigt wurde:
Handelt es sich um eine akute/vorübergehende Fellbeißer-Störung, so kann diese folgende Ursachen haben:
allgemeine & haltungsbedingte Ursachen
ernährungsbedingte Ursachen
pathologischbedingte Ursachen
Wird die Störquelle, die zum Abnagen des Felles führt, vom Halter gefunden und beseitigt, so verschwindet diese Verhaltensstörung und das Fell wächst vollständig wieder nach. Es ist jedoch nicht
auszuschließen, dass das Fellbeißen irgendwann einmal wiederkehrt, da das Tier eine Prädisposition für das Problem zu haben scheint.
Anmerkung:
Vor dem Winter treten bei nicht wenigen Chinchillas stellen im Fell, meist im Bereich über und an den Hinterläufen, auf, die wie Fellbeißen aussehen können, jedoch handelt es sich hier nur um
einen Fellwechsel, der von selber schnell wieder verschwindet.
Handelt es sich jedoch bei dem Fellbeißen um ein chronisches/dauerhaftes Problem, so bleibt diese Verhaltensanomalie das gesamte Leben lang präsent. Das Fell wird nie vollständig nachwachsen,
weil das Tier immer wieder daran kaut. Es gibt aber Phasen, in denen es zumindest zum größten Teil nachwächst.
Kommen bei einem chronischen Fellbeißertier die oben genannten Störfaktoren (Vgl. Ursachen für das akute Fellbeißen) hinzu, so kann es bei ihm zu einem noch intensiveren Fellbenagen kommen, im
heftigsten Fall ähnelt das Erscheinungsbild des Chinchillas aufgrunddessen einem Löwen, da er nur noch am Kopf ganze Fellhaare besitzt (sog. Löwenmähne).
Für das dauerhafte Fellbeißen soll die Vererbung / Genetik verantwortlich sein. Oft ist bereits ein Eltern- oder ein Großelterntier von dieser Anomalie betroffen.
Auch eine Störung im Hormonhaushalt wird als Ursache in Betracht gezogen und diskutiert - jedoch fehlen hier noch genaue Studien.
Es gibt Tiere, die die Prädisposition für das Fellbeißen in sich tragen (erblich bedingt), ohne dass es ausbrechen muss. Es bedarf manchmal erst eines Anstoßes, damit das Fellbeißen beginnt
ausgeführt zu werden. Diesen Anstoß bilden die oben genannten Störfaktoren für das akute Fellfressen.
Bei beiden Arten des Fellbeißens und bei allen Verhaltensanomalien sollte dem betroffenen Tier eine möglichst ausgeglichene und tiergerechte Lebensweise geboten werden, in welcher er seine arttypischen Verhaltensweisen ausleben kann - was eigentlich immer der Fall sein sollte!