Ein Kalziumüberschuss kommt bei Chinchillas sehr selten vor und ist Folge einer genetischen Prädisposition und von Stoffwechselstörungen.
Leider empfehlen viele Tierärzte und sonstige Personen dennoch eine kalziumreduzierte Ernährung bei Chinchillas, die zu Blasenschlamm und Steinen in ableitenden Organen neigen. Dies ist jedoch der falsche Weg (richtig ist es Frischfutter ad libitum anzubieten und Fertigfutter wegzulassen). Die Nager sind an eine sehr kalziumreiche Kost angepasst und benötigen, insbesondere auch für ihre ständig nachwachsenden Zähne, eine hohe Menge dieses Minerals, um gesund zu bleiben. Das überschüssige Kalzium wird in der Regel vom Körper - durch den Kot und Urin - wieder ausgeschieden. Und: Zu wenig Kalzium kann sogar wiederum zu erneuter Steinbildung führen. Die Erklärungen folgen nun.
Der Körper benötigt täglich genügend Kalzium und zwar mindestens so viel, wie er täglich über die Nieren und die Haut verliert. Das Ziel des Organismus ist es, die Kalziumkonzentration möglichst
konstant zu halten.
Kalzium ist enorm wichtig für Nagetiere und Kaninchen, vor allem bei den ständig nachwachsenden Zähnen. Das Mineral ist nämlich für den Zahn-, Kiefer- und Knochenaufbau zuständig (ca. 99% des
Kalziums befindet sich in den Knochen und Zähnen).
Beim Kalziummangel wird das Kalzium aus dem Skelett gelöst, das sog. Entkalken der Knochen, um den Kalziumspiegel im Blut konstant zu halten, wodurch das Skelett (Knochen, Kiefer und Zähne) weich
und biegsam werden. Die Verletzungsgefahr durch banale Dinge wie Heuknabbern (Abzessbildung) oder ein Sturz aus für gesunde Tiere ungefährlicher Höhe und daraus folgender Zahn- oder Knochenbruch
wird größer!
Außerdem spielt Kalzium für die Muskelarbeit, Blutgerinnung, Aktivierung gewisser Enzyme und Hormone, Funktion von Nervenzellen und den Herzrhythmus eine wichtige Rolle.
Insbesondere bei trächtigen oder säugenden Weibchen und älteren Tieren kann ein Kalziummangel auftreten.
Relevanz von Flüssigkeit in der Nahrung
Wenn Frischfutter weggelassen oder in einer zu kleinen Menge verfüttert wird, produziert das Tier aufgrund der geringeren Flüssigkeitsaufnahme weniger Harn. Weniger Harn bedeuted aber auch
weniger Ausschwemmung von überschüssigen Mineralien wie Kalzium. Außerdem liegt Kalzium bei wenig Harn natürlich viel konzentrierter vor.
Untersuchungen haben gezeigt, dass durch Frischfuttergabe die Gesamtwasseraufnahme erhöht wird. Das heißt ein Chinchilla, Kaninchen oder Meerschweinchen kann seinen Flüssigkeitsbedarf nicht
einzig durch das Trinken kompensieren. Folge: Es nimmt stetig zu wenig Wasser zu sich.
Beides Faktoren, die die Entstehung von Blasenschlamm und Steinbildung fördern.
Zu wenig Kalzium fördert sogar Steine
Weiterer Grund, warum Kalzium nicht weggelassen oder drastisch reduziert werden sollte, ist, dass Kalzium steinbildendes Oxalat bindet. Wenn zu wenig Kalzium im Darm vorhanden ist, wird die
Oxalsäure dort nicht abgefangen, so dass sie ins Blut und in den Urin gelangt. Andersherum bindet und neutralisiert die Oxalsäure in Futtermitteln das Kalzium. Die Oxaläure ist also wichtig um
ein zu viel an Kalzium auszuscheiden und andersherum verhindert Kalzium dass die Oxalsäure in den Urin kommt und dann zu Calciumoxalatsteinen führt. Oxalsäure und Kalzium haben wie beschrieben
sehr wichtige Eigenschaften, sie beeinflussen sich wechselseitig und sollten daher nicht weggelassen werden.
Hier ein Beispiel aus der Humanmedizin:
Früher wurde auch bei bei uns Menschen geraten die Kalziumzufuhr bei Blasen- Nieren- steinen stark einzuschränken. Mittlerweile rät man jedoch vermehrt genügend Kalzium zu sich zu nehmen.
Daraus folgen diese Empfehlungen für die Ernährung des Nagetieres und Kaninchens:
Auf diese Weise bietet man dem Tier die Möglichkeit die Pflanzenstoffe richtig bzw. bedarfsgemäß miteinander zu kombinieren (= Selektion) und die Möglichkeit, u.a. das ideale
Kalzium-Phosphor-Verhältnis herzustellen.
Autoren: L. Schuler und A. Handermann
Siehe auch: