Caecotrophie und Coprophagie werden offenbar öfters als Synonyme verwendet, es gibt aber sehr wohl Unterschiede:
Interessante Erkenntnisse über das Kotfressen bei Kaninchen und Hasen liefert ein Review aus der Mammal Review von Hirakawi (2001). Einer der wesentlichen Punkte dabei ist das Fressen von hartem Kot (also keine Caecotrophen). Dieser wird im Gegensatz zum Blinddarmkot nicht aufs Mal aufgenommen und ohne zu zerkauen ganz runtergeschluckt, sondern sie sollen den Kot abbeissen und gut kauen. Im Gegensatz zum Blinddarmkot ist dieser im Magen nicht mehr von dem anderen Futter unterscheidbar. Die Produktion von hartem Kot und dem weichen Blinddarmkot wird durch einen Separationsmechanismus im Darm ermöglicht. Dieser leitet vorverdaute grosse Futterbestandteile, welche aus dem Magen kommen in den körpernahen Grimmdarm (proximal colon), daraus wird dann der harte Kot gebildet und in Richtung Anus (rectum) geleitet und ausgeschieden. Feine Futterbestandteile dagegen werden in den Blinddarm (caecum) geleitet, wo sie länger verweilen und von Bakterien und Enzymen weiter aufgeschlossen werden (in einiger Fachliteratur wird diesbezüglich auch von der Gärkammer Blinddarm gesprochen). Aus diesen feinen Futterbestandteile entsteht der weiche Blinddarmkot, welcher reich ist an Vitaminen des B-Komplexes und Vitamin K, welche von den Bakterien im Blinddarm hergestellt werden. Er ist ausserdem sehr nahrhaft. Die Durchlaufszeit bei grossen Futterpartikeln ist relativ rasch. Hirakawa gibt bei dem Japanischen Hasen (Lepus brachyurus) eine minimale Durchlaufzeit von 2 Stunden und eine mittlere Durchlaufszeit (mean retention time) von 4-5 Stunden an. Bei grossen Fremdkörpern (Markern) dagegen verhält es sich so, dass diese meist länger im Magen verbleiben, weshalb solche Experimente für die Durchlaufszeitmessung problematisch sind.
Ein zentraler Punkt des oben genannten Review ist der Kotfresszyklus bei Leporide (Hasentiere), welcher durchaus bemerkenswert ist. Sie fressen in der Nacht Frischfutter und fressen in dieser
Phase keinen Kot. Am frühen Morgen fressen sie harten Kot. Im späteren Vormittag stellt ihre Verdauung auf die Produktion von Blinddarmkot um, welcher von den Tieren wiederum gefressen wird. Am
frühen Nachmittag stellt die Verdauung wieder auf harten Kot um welcher von den Kaninchen bis zum Einbruch der Nacht gefressen wird.
Die Konsequenz dieses Fressverhaltens ist, dass das, das Frischfutter in der Nacht aufgenommen wird am kommenden Morgen und den Abendstunden als harter Kot wiederaufgenommen wird. Genauer gesagt
sind es die grossen Futterbestandteile, die bei der ersten Verdauung nicht in kleine Bestandteile zerlegt werden konnten. Sie passieren nun nochmals die Verdauung und was an grossen
Futterpartikel nun nicht weiter zerlegt werden kann wird ausgeschieden, dagegen gelangen Futterpartikel, die nun in kleinere Partikel zerlegt werden konnten in den
"Blinddarmkot"-Nahrungskreislauf.
Die feinen Futterpartikel aus dem Blinddarmkot können nämlich viele Male wieder aufgenommen und verdaut werden. Als Beispiel erwähnt Hirakawa Kupfersulphat, das etwa 5 Wochen lang immer wieder
aufgenommen wird, bis es komplett resorbiert werden kann.
Durch diese Mechanismen können die Hasentiere die beschränkten Kapazitäten ihrer Verdauungsorgane umgehen, da sie nahrhafte feine Futterpartikel mehrmals verdauuen und dagegen grosse,
platzfressende Futterpartikel ziemlich schnell ausgeschieden werden.
Bei mangelndem Angebot an Futter sollen Hasentiere ihren Kot auch in der Nacht fressen um so das wenig gehaltvolle Futter weiter zu verdauen.
In diesem Punkt ist die Review weit weniger detailiert, aber sie bietet dennoch einen guten Überblick und einige interessante Hinweise.
So z. B. ist die Caecotrohie ein Merkmal, das bei herbivoren Nagern generell mehr verbreitet ist als bei nahen Verwandten die sich überwiegend granivore oder frugivore ernähren.
Da die Review hierzu nicht viel zu berichten weiß, zitiere ich gleich was da steht:
Begriffe:
faeces: Kot
reingestion: wiederaufnahme des Kots
nitrogen: Stickstoff
Übersetzung (grob):
Das Chinchilla frisst in der Nacht wie die Leporiden. Etwa 50 % des täglichen Kots wird gefressen. Am Tag produzierter Kot enthält signifikant mehr Stickstoff als solche die in der Nacht
produziert werden. Der Separationsmechanismus befindet sich vermutlich im körpernahen Grimmdarm (proximal colon) weil er strukturell dem des Meerschweinchens ähnelt.
Korrekturen
Zu der umfangreichen Review gibt es noch ein paar Ergänzungen die später in Hirakawa (2002) publiziert wurden.
Weiter zu Chinchillas:
(c) Autor: D. Küpfer