Überblick zur Chinchilla-Farbenlehre

Hier mein Versuch, ein wenig Licht ins Dunkel der Chinchillafarbbestimmung zu bringen. Viele andere haben sich bereits daran gewagt, ich versuche mich an einer möglichst verständlichen Erklärung, auch wenn mir das wohl kaum gelingen wird.

Grundlagen

Bevor ich mit den Beschreibungen einzelner Farben anfange, noch mal eine Zusammenfassung der Grundlagen, die zum Verständnis nötig sind.

Aguti-Muster

Das Chinchillafell hat ein Aguti Muster, das sich zusammensetzt aus Unterzone, Band und Spitzen.

Die Farbe, die das Auge wahrnimmt, ist ein Effekt der Lichtbrechung im Fell. Fehlt das Band, wirkt die Farbe dunkler. Einfach mal in das Fell eines Standards pusten – das Band ist deutlich sichtbar.

Im Vergleich dazu das Fell eines Black Velvets- kein Band an den für Velvet typischen schwarzen Stellen.

Hierzu vlt. auch interessant: Chinchilla InfoSeite - Chinchillafell - insbesondere der erste Abschnitt.

 

Dominante/rezessive/intermediäre Vererbung

Alle Chinchillafarben außer Ebony vererben sich eindeutig dominant oder rezessiv bzw. intermediär und lassen sich so problemlos in das Mendelsche Schema pressen.

 

Genotypische versus phänotypische Farbbezeichnungen

Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten, Chinchillafarben zu benennen, die da wären:

 

Die genotypische Bezeichnung:

Reine Benennung nach vorhandenen Farbgenen. In Deutschland werden nur aktiv gezüchtet: Beige, Weiß, Afro Violett, Saphir, Deutsch Violett, Velvet und Ebony.

Alle Farben sind beliebig miteinander kombinierbar.

 

Die phänotypische Bezeichnung:

Durch die intermediäre Vererbung entstehen bei Mixen aus z.B. Beige und Weiß viele verschiedenen Phänotypen, bei deren Benennung der Phantasie offensichtlich keine Grenzen gesetzt sind.

So gibt es z.B. Pink Weiß, Apricot & Beigeschecken, die genetisch alle das gleiche sind. Diese Phänotypen lassen sich aber fast unmöglich gezielt züchten. Zwar kann man mit einer gewissen Kenntnis der Vererbung der eingesetzten Tiere Vorhersagen treffen, diese treffen jedoch nie zu 100 % zu. Es ist also nahezu unmöglich, z.B. ein Pink Weiß gezielt zu züchten.

 

Phänotypische Bezeichnungen sind vor allem eines: Verkaufsargumente. Sie sollen dem Käufer vorgaukeln, er würde etwas Besonderes kaufen.

 

In der Praxis sind phänotypische Bezeichnungen für Käufer wie Züchter irrelevant: Die wenigsten Käufer werden gezielt nach einem Pink Weiß per Definition suchen und kein Züchter kann bei seinem genetisch Beige Weißen Jungtier mit Sicherheit sagen, wie sich die Farbe auf Dauer ausprägen wird.

 

Zudem haben phänotypische Bezeichnungen ein hohes Potential, für Unmut und Verwirrung zu sorgen: So wird dem Käufer bei seinem als „Pink Weiß“ gekauften Tier in irgendeinem Forum gesagt werden, das sei in Wirklichkeit ein Apricot und der Käufer wird sich – verständlicherweise- vom Züchter zu Unrecht betrogen fühlen.

 

Solche Vorkommnisse sind nicht selten und resultieren aus der Verwirrung, die phänotypische Bezeichnungen bei Laien stiften.

 

Farben, die im eigentlichen Sinne keine Farben sind

Standard

Standard ist keine Farbe, sondern das, was man sieht, wenn keine Farbgene eingezüchtet wurden.
Standard ist, bildlich gesehen, wie die Farbe schwarz (in Hexadezimalcode: „000000“).

Unsere heutigen Standards haben mit der Wildform nur noch wenig zu tun, im Grunde genommen sind sie bereits Mutationen, weil seit Jahrzehnten gezielt an ihrer Färbung gezüchtet wurde.

 

 

Farbverteilungsgene

Velvet

Velvet nimmt an charakteristischen Stellen (Kopf, Rücken und teilweise Flanken) das Band aus dem Fell, wodurch die eigentliche Farbe des Tieres dunkler wirkt und die typische Velvetzeichnung entsteht. So wird aus dem grau beim Standard schwarz, aus dem beige braun und andere Farben, wie Violett, dunkler & somit intensiver.

Velvet gibt es nur heterozygot. Homozygote Velvets sind nicht lebensfähig (Letalfaktor).

 

Es gibt charakteristische Velvetmerkmale, die jedoch noch lange kein sicheres Anzeichen für Velvet sind, weil sie auch bei anderen Farben auftreten können. Dazu gehören:

- dunkle Streifen auf den Vorderpfoten (gibt es z.b. auch bei Standard und Violett)

- langes Fell an den Pfoten (kann jede andere Farbe ebenfalls haben)

- braune Ausfärbungsrauten auf der Stirn bei Jungtieren in der Entwicklung (haben auch Violett und andere Farben)

- noch am charakteristischsten: die Velvet-Maske im Gesicht, die ein bulliges Aussehen mit sich bringen kann

 

Ebony

Ebony nimmt, wie Velvet, das Band aus dem Fell und lässt es dunkler wirken. Zudem färbt Ebony die Wamme ein.

Ebony ist ein Sonderfall unter den Chinchillafarben bzw. Farbverteilungsgenen. Ebony vererbt sich nicht eindeutig misch- /bzw. reinerbig.

Es gibt kein Ebony homo/hetero. Dies sind schlichtweg falsche Bezeichnungen, auch wenn sie sich noch so hartnäckig halten!

 

Ich zitiere Matthias (ehemals Chinchillagenetik.de) :


"Ebony stellt eine Besonderheit unter den einzelnen Fellfarben dar. Alle anderen Farben basieren auf einem einzelnen Gen, Ebony dagegen basiert nicht auf einem einzigen Gen, sondern auf der kumulativen Vererbung verschiedener Gene, die wiederum teils dominant, teils rezessiv und teils intermediär vererbt werden. Kumulative Vererbung bedeutet also, dass mehrere Gene vererbt werden müssen."


Ebony entstand aus den ersten amerikanischen Versuchen, ein vollständig schwarzes Tier zu züchten.
Als die ersten Ebonys nach Deutschland kamen, war schon nicht mehr klar dokumentiert, was denn nun genau eingekreuzt wurde. Durch weiteres Einzüchten anderer Mutationen kann heute niemand mehr wissen, welche Gene denn nun in einem bestimmten Ebony vorhanden sind und es, durch die Vielzahl an möglichen Genen und Kombinationen daraus, auch unmöglich durch Zucht nachweisen.
Die Stochastik ist nicht mein Ding, aber es kann sich auch ohne jeder vorstellen, wie viele Möglichkeiten es gibt, wenn wir von 7 verschiedenen Ebonygenen ausgehen, die vorhanden sein können oder eben nicht und eine Wechselwirkung aufeinander haben.

Das bedeutet in der Praxis:
Aus einem Ebony mittel („hetero“) in Verpaarung mit Standard können vollständig schwarze Tiere („homo“) fallen.
Aus zwei vollständig schwarzen Tieren („homo“) können helle Ebonys fallen, die aussehen wie Standards mit angegrauter Wamme.

Wir können Ebonys also nicht in homo- und heterozygot aufteilen.
Daher ist die Klassifizierung bei Ebonys in hell, mittel, dunkel und extra dunkel sinnvoll.

Andere Bezeichnungen sind einfach falsch ("Hetero Ebony extra dunkel", "Ebony dunkel – optisch homo", und wie sie alle heißen) und ein Zeichen dafür, dass sich ein Züchter nicht intensiv mit der Ebony Geschichte auseinandergesetzt bzw. sie begriffen hat.


Ebony Velvet
Ebony Velvet lässt sich zweifelsfrei nur dann erkennen, wenn ein Tier helles oder mittleres Ebony ist: Ich habe dann ein Tier mit Velvetmaske und grauer bis durchgefärbter Wamme.
Ist ein Tier Ebony extra dunkel und Velvet, lässt sich das Velvet so gut wie gar nicht mehr erkennen.

 

Dominante Farben

Beige

Beige vererbt sich dominant und intermediär.

Alle beigen Tiere haben eines gemeinsam: sie haben rote Augen (gebundene Vererbung), mal heller, mal dunkler, von dunkelbraun bis hellrot.

Alle Mischfarben mit Beige haben ebenfalls rote Augen.

 

Mischerbiges Beige

Mischerbiges (heterozygotes Beige) ist das beste Beispiel für intermediäre Vererbung.

 

Ich zitiere hier mal wieder Matthias:


"Die Farbabstufungen bei Beige können sehr vielfältig sein. Ein dunkles Tier bringt nicht zwangsläufig nur dunkle Nachkommen. Die Änderung der Farbhelligkeit hängt neben einigen anderen Faktoren (Farbe der Fellspitzen etc.) auch mit der "Stärke" des genetischen Gegenallels zusammen. Ist das Gen, dass die phänotypische Ausprägung des Beige verhindert stärker, so wird der Phaeomelanin- Anteil im Haar geringer und das Beige dunkler, ist es schwächer, so wird der Anteil höher und das Beige heller. Gleiches gilt für das Beige- Gen selbst natürlich umgekehrt."


Für alle diese Schattierungen gibt es phänotypische Bezeichnungen: Pearl Beige, Pastell, etc.

Sinnvoller ist die folgende Einteilung: Hetero Beige hell, mittel und dunkel.

 

Reinerbiges Beige

Reinerbiges (homozygotes) Beige hat die phänotypische Bezeichnung „Blond“. Homozygotes Beige kann sich ebenfalls in verschiedenen Schattierungen zeigen, mal heller (cremefarben), mal dunkler.

Die meisten homozygot beigen Tiere haben jedoch eine cremefarbene Unterzone, bei der man das Band nicht mehr gut erkennen kann und hellrote Augen.

 

Beige & Farbverteilungsgene:

Hetero- und homozygotes Beige Velvet gibt es in verschiedenen Schattierungen (Pastell Velvet, Braun Velvet, etc.). Velvet lässt beige Tiere dunkler wirken.

Hetero- und homozygotes Beige Ebony (Schoko, Pastell, Braun Ebony) gehört zu den beliebtesten & am schwierigsten vorhersagbaren Farben. Manche Jungtiere werden hell geboren und dunkeln im ersten Lebensjahr so sehr nach, dass sie vollständig braun werden, andere werden dunkel geboren und hellen später auf.

Definitionen á la: „echte Schoko haben dunkles Unterfell“ sind vernachlässigbar, weil abhängig von der Wechselwirkung Beige/Ebony und nicht gezielt reproduzierbar. Was für den Käufer zählt, ist letztlich, ein braunes Tier zu haben.

 

Weiß

Weiß ist die wohl interessanteste und vielfältigste Farbe in der Chinchilla(farb-)zucht. Weiß ist die einzige Farbe, die den Scheckungsfaktor trägt und macht sich damit zu der am wenigsten vorhersagbaren phänotypischen Ausprägung in der Chinchillazucht.

 

Homozygotes Weiß ist nicht lebensfähig, da Weiß einen Letalfaktor trägt.

 

Heterozygotes Weiß hat tausende von Namen mit mehr oder weniger sinnhaften Definitionen, so finden sich darunter:

Platin, Silber, Wilson Weiß (per Definition ein reinweißes Tier – in der Praxis fast nicht existent, da es immer eine Stelle am Körper des Chins geben wird, die zumindest einige wenige graue Haarspitzen haben wird), und- als Krönung - mein persönliches Unwort des Jahrzehntes „Extremschecken“....

Jede Scheckung ist einzigartig und wird sich nie zu 100% reproduzieren lassen. Jede Scheckung ist auf ihre Art und Weise „extrem“ – sei es eine besonders schöne/ hässliche Zeichnung, ein Tier mit besonders wenig/viel dunklen Stellen im Fell, etc... Extremschecken gibt es nicht, sie sind ein Verkaufsargument.

 

 

Weiß & Farbverteilungsgene:

Die Kombination aus Weiß und den Farbverteilungsgenen Ebony oder Velvet ist beliebt, da durch sie interessante Scheckungen entstehen.

 

Weiß Velvet (phänotypische Bezeichnungen: Black White Cross, Weiß TOV, Weißschecke VM etc.) gehören zu den gefragtesten und schönsten Schecken überhaupt.

Weiß Velvet hat aber keine absolut zweifelsfrei identifizierbaren Merkmale – die Velvetmaske im Gesicht kann verschiedene Erscheinungsformen haben: dunkle Ringe um die Ohren und Nase, dunkle Streifen an den Vorderpfoten, oder einfach nur eine dunkelgraue Maske im Gesicht, oder auch nichts von alle dem (je nach Wechselwirkung der Allele).

 

Weiß Ebony und Weiß Velvet lassen sich ohne Kenntnis der Linien kaum eindeutig auseinander halten, es sei denn, sie wurden sauber gezogen (z.B. ein Weiß Velvet mit ausgeprägten Velvetmerkmalen aus der Verpaarung Weiß x Black Velvet, ohne Ebonyeinschlag).

 

Zur Verdeutlichung der Schwierigkeit der eindeutigen Bestimmung ohne Kenntnis der eingezogenen Farben hier zwei Bilder:

Weiß Ebony
Weiß Ebony
Weiß Ebony Velvet
Weiß Ebony Velvet

 

Weiß & Beige
Beige Weiß ist ebenfalls eine gängige Kombination, die sich in hunderten Schattierungen ausprägt. So gibt es weiße Tiere mit beigen Haarspitzen, weiße Tiere mit beigen Flecken und fast reinweiße Tiere mit hellroten Augen (die dann häufig für Albinos gehalten werden).
Die Synonyme für die Phänotypen hatten wir schon: Pink Weiß, Apricot, Beigeschecken, etc.

Farbverteilungsgene werden hier auch gerne eingezogen, weil sie zu intensiveren Scheckungen führen, dann haben wir: Beige Weiß Velvet, Beige Weiß Ebony, Beige Weiß Ebony Velvet.
Phänotypische Bezeichnungen gibt es ebenfalls viele: Braunschecke, Chocolate White, etc

Weitere Mischfarben mit Weiß
Weiß ist in der Mischung mit rezessiven Farben eine sehr gefragte & teure Angelegenheit, birgt (für den Käufer) aber auch seine Tücken. Häufig werden Weiß Violett oder Saphir mit vielen violetten/saphirfarbenen Flecken geboren, die sich später auswachsen. Im besten Fall habe ich dann ein weißes Tier mit violettem/saphirfarbenen Schimmer / violetten Haarspitzen, evtl. aber auch nur ein optisch weißes Tier.

Daher werden- auch hier- gerne Farbverteilungsgene eingekreuzt, die den gewünschten Effekt der intensiven Scheckung (z.B. á la Milka-Kuh) bringen können.

 

Rezessive Farben

Alle rezessiven Farben haben eines gemeinsam: Sie werden im Phänotyp nur sichtbar, wenn sie homozygot auftreten. Chinchillas, die nur ein Farbgen einer rezessiven Farbe besitzen, sind Träger dieser Farbe und zeigen sie nicht im Phänotyp.

 

Afro Violett

Die wohl bekannteste, beliebteste und häufigste rezessive Farbe. Gibt es in den Schattierungen hell, mittel & dunkel und ist die robusteste unter den rezessiven Farben.

 

Afro Violett & Farbverteilungsgene

Velvet lässt Afro Violett schön dunkel lila wirken, kann aber, wenn sich das Velvet im Phänotyp nicht gut ausprägt, schwer erkennbar sein. Afro Violett Velvet hat nicht selten einen Braunstich, der für’s geübte Züchterauge nicht schön anzuschauen ist.

Phänotypische Bezeichnungen: Violett TOV, Ultra Violett u.a.

 

Um Afro Violett Ebony gab es vor 4-5 Jahren einen großen Hype, der aber in meinen Augen kaum gerechtfertigt war. Ein wirklich komplett durchgefärbtes Afro Violettes Chinchilla (auch in der Wamme) ist schwer zu züchten, weil die Wechselwirkung von Afro Violett und Ebonygenen selten den gewünschten Effekt bringt. Diese Farben zählen daher, neben Saphir & natürlich Blue Diamond zu den teuersten auf dem Markt.

Phänotypische Bezeichnungen: Solid Violett, Violett Ebony hetero, etc.

 

Afro Violett mit anderen Mutationen

(siehe hierzu auch Weiß mit anderen Mutationen)

Kombinationen aus Beige und Afro Violett haben häufig einen cremefarbenen Farbton mit violetten Spitzen und können sehr reizvoll sein.

Für Otto Normalchinhalter sind solche Farben jedoch weniger interessant, da man sie ohne ein geübtes Auge kaum als solche erkennen wird. Auch sehr blaue, helle Beige (ohne Afro Violett) können dieses Erscheinungsbild zeigen.

 

Für den Züchter birgt die Kombination Beige Afro Violett das gleiche Risiko: oft werden Beige Afro Violett-Träger für reinerbige Beige Afro Violett gehalten und als solche verkauft. Das führt dann beim Käufer- in diesem Fall nicht zu Unrecht- zu Unmut, wenn er merkt, dass er „nur“ einen Träger gekauft hat, zumal der Preisunterschied nicht unerheblich ist.

 

Saphir

Wohl die Mutation, um die neben Blue Diamond (dazu komme ich noch) der größte Hype veranstaltet wird.

Idealerweise ein blaues Chinchilla, das es auch in den Schattierungen hell, mittel und dunkel gibt.

In der Praxis die gesundheitlich anfälligste Farbe und zudem häufig klein mit eher „rattiger“ Körperform.

 

Kombinationen mit anderen Mutationen:

Saphir neigt dazu, in Kombination mit Farbverteilungsgenen, grau oder braunstichig zu werden, sodass der gewünschte königsblaue Effekt meist ausbleibt. Saphir Ebony sieht daher bei fast allen Tieren eher wie ein rundum graues/braunstichiges Tier aus, wird aber weiterhin gezüchtet. Man kann sich um die Sinnhaftigkeit solcher Kombinationen streiten.

Synonyme für Saphir Velvet: Saphir TOV, Royal Saphir, u.a.

Synonyme für Saphir Ebony: Solid Saphir, Saphir Ebony hetero/homo, etc.

 

Beige Saphir kann reizvoll sein, wenn sich der gewünschte Effekt einstellt: Dann habe ich ein cremefarbenes Tier mit blauen Haarspitzen / blauem Schimmer. Zu Weiß Saphir siehe "Weiß mit anderen Mutationen".

Auch hier besteht das Problem der eindeutigen Identifizierbarkeit als homozygotes Saphir. Zudem stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, derartige Kombinationen zu züchten, da die Mutation als solche noch nicht genügend gefestigt ist.

 

Deutsch Violett

Das ideale Deutsch Violett ist dunkel lila mit blauem Schimmer. Existiert ebenfalls in den Schattierungen hell, mittel und dunkel.

Es gehört jedoch, neben Saphir, zu den gesundheitlich instabilsten Farben, häufig klein, braunstichig und zu Fellbeißen neigend.

Deutsch Violett und Afro Violett sind zwei verschiedene Mutationen, und nicht, wie häufig angenommen wird, verschiedene Schattierungen der gleichen Mutation. Verpaart man Deutsch Violett mit Afro Violett, erhält man standardfarbene Tiere, die Afro und Deutsch Violett Träger sind.

 

Deutsch Violett mit anderen Mutationen:

Deutsch Violett Velvet werden schon länger gezüchtet und haben ihren Reiz, wenn sie nicht zu braunstichig werden.

Deutsch Violett wird heute vereinzelt mit Weiß, Beige und Ebony gekreuzt, diese Tiere sind jedoch teuer, selten, und, wie Kombinationen mit Afro Violett, nicht immer zweifelsfrei als solche erkennbar.

Auch hier stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, derartige Kombinationen zu züchten.

 

Und zu guter Letzt: Der Sonderfall Blue Diamond

Keine andere Farbe hat die Chinchillazüchterszene jemals so sehr gespalten, wie Blue Diamond.
Ein findiger Züchter aus Holland hat uns hier gezeigt, wie man gezielt Bedarfsweckung betreibt, selbst für ein Chinchilla astronomische Preise erreichen kann und einen Hype auslöst, wie ihn die Szene noch nie gesehen hat.

Marketing at its best !
Der große Streitpunkt: Ist Blue Diamond nun eine eigenständige Mutation oder nicht?

Fakt ist, es entstand aus Versuchen, Saphir Afro Violett zu züchten. Fakt ist aber auch, dass nicht alle Saphir Afro Violett die „eisblaue“ Farbe zeigen, die ein Blue Diamond per Definition hat.

Zwei mögliche plausible Erklärungen:
1. Die Saphir Violett, die im Phänotyp nicht eisblau sind, sind in Wirklichkeit nur Violett Saphirträger oder Saphir Violettträger.
Nicht ganz so unwahrscheinlich, das Thema Identifizierbarkeit von Farbkombinationen hatten wir ja schon.

2. Die eisblaue Färbung beim Blue Diamond haben wir nur, wenn sich Afro Violett und Saphir im Phänotyp in einem bestimmten Mischverhältnis zueinander zeigen (siehe intermediäre Vererbung).
Dies kann linienabhängig sein, was zumindest für die Behauptung spräche, dass nur Tiere aus bestimmten Linien überhaupt Blue Diamond vererben können. Das macht Blue Diamond aber noch lange nicht zu einer eigenständigen Mutation.

Viel mehr werde ich zu diesem Thema nicht spekulieren. Es haben sich schon genug Leute in nervigen Diskussionen die Köpfe darüber eingeschlagen.

 

Abkürzungen

Hier noch die gängigen Abkürzungen:

  • TOV = Touch of Velvet = englische Bezeichnung für Velvet (!!! nicht, wie häufig falsch interpretiert, "ein Hauch von Velvet")
  • AVT = Afro Violett Träger (manchmal auch nur VT)
  • DVT = Deutsch Violett Träger
  • ST = Saphir Träger
  • BDT = Blue Diamond Träger = Violett & Saphir Träger
  • VM = Velvetmerkmale, wenn Velvet nicht zweifelsfrei erkennbar ist (eher ungünstige Bezeichnung, denn entweder ist ein Tier Velvet, was ein guter Züchter erkennen sollte, oder nicht.)
  • EM = Ebonymerkmale, wenn Ebony nicht zweifelsfrei erkennbar ist (ebenfalls ungünstige Bezeichnung , s.o.)

(c) Autor: Nina Hofmeister