Infos und Gedanken für Vermehrer, alle, die (1x) Nachwuchs haben wollen und an Pärchen-Halter mit einem nicht kastriertem Bock
"Einfach mal Babys kriegen" ist ein verantwortungsloses Unterfangen! Viele Dinge müssen im Voraus bedacht werden:
Es kann immer, auch bei Zuchttieren aber v.a. bei Tieren unbekannter und schlechter Herkunft, zu Geburts- und Aufzuchtproblemen (z.B. wenn die Geburt nicht vorwärtsgeht oder Babys einen
Darmvorfall kriegen) kommen, wo man nachts und tagsüber schnell zum Tierarzt muss, der sich mit solchen Problemen auskennt. Verstirbt das Muttertier, hat nicht genug Milch oder ist krank, müssen
die Babys im schlimmsten Fall jede 2h mit Aufzuchtmilch gefüttert werden, man muss anschließend den Bauch massieren und gegebenenfalls den After. Halter, die berufstätig sind oder Kleinkinder zu
versorgen haben, stoßen hier oft an ihre Grenzen.
Möchte man den Nachwuchs vermitteln, muss man viel Zeit für die Suche nach geeigneten Haltern verbringen, eine Vermittlung v.a. von ungefragten Farben wie grau oder beige kann mitunter Jahre
dauern.
Info: Ein Chinchillapaar kann bis zu 3x im Jahr Nachwuchs bekommen, pro Wurf sind bis zu 6 Babys möglich, das bedeutet, dass innerhalb eines Jahres bis
zu 18 neue Chinchillas das Licht der Welt erblicken können, die versorgt werden müssen!
Und: Dauerträchtigkeiten belasten die Gesundheit des Muttertieres, welches niemals dauertragend sein darf (Zuchtpausen!). Auf der anderen Seite möchten
das Weibchen und das Böckchen in den Zuchtpausen auch nicht alleine leben. Dieses Problem gilt es artgerecht zu lösen!
Die oben angesprochenen Geburts- und Aufzuchtprobleme nehmen nicht nur viel Zeit und Nerven, sondern auch viel Geldinvestition in Anspruch. Eine Notfalloperation / Kaiserschnitt beim Muttertier aufgrund einer Schwangerschaftsintoxikation und inneren Vergiftung (oft, weil sich noch eine abgestorbene Frucht, Fötus, Embryo, totes Baby im Körper befindet), Geburtsproblemen etc. kostet mehrere Hundert Euro + Nachversorgung, Benzinkosten etc.
Ferner kostet eine Kastration der Böcke, die bestenfalls immer in der Familie bleiben sollen unabhängig vom Geschlecht, zwischen 40-70 Euro.
Pro Gruppe sollte man nur in Ausnahmefällen mehr als ein Weibchen mit einem Männchen zusammenhalten, wenn man Nachwuchs möchte. Denn nicht selten kommt es zwischen zwei Weibchen während der Trächtigkeit und Aufzuchtzeit zu Problemen wie Eifersüchteleien und Aggressionen. Die Weibchen können sich gegenseitig angreifen, aber auch ihren wehrlosen Nachwuchs. Beides kann zu enormen Stress beim Muttertier führen, welches dann auch seine eigenen Babys angreifen und gar töten kann.
Des Weiteren kann es vorkommen, selbst wenn man nur ein Pärchen hält, dass sich während der Trächtigkeit, aber insbesondere der Geburt und Säugung das Weibchen und das Böckchen zerstreiten oder der Bock den Nachwuchs angeht.
In allen genannten Fällen ist eine Trennung unabdingbar und erfordert viel Platz um alle Chins artgerecht unterbringen zu können.
Entschließt man sich den männlichen Nachwuchs zu behalten, möchte aber keine Kastration vornehmen, so muss man ebenfalls neue Gruppen aufmachen, die sich in der Flegelphase wiederum auch zerstreiten können, so dass eine erneute neue Gruppe notwendig sein kann.
Wenn die Vermittlung des Nachwuchses, welchen man nicht behalten möchte, nicht klappt (und das ist wahrscheinlich v.a. bei weniger gefragten Farben wie grau und beige und wenn man ein artgerechtes Heim finden möchte!), muss man für alle Tiere eine adäquate Lösung, sprich mehrere große Käfige, finden.
Info: Laut der deutschen Nutztierverordnung benötigen Chinchillas mindestens 1 Kubikmeter pro Käfig (2 Chins)! Ein 1mx0,5mx1m großer Käfig ist nicht chinchillabedürfnisgerecht und ist Tierquälerei. 1 Kubikmeter entspricht in etwas einer Größe von z.B. 1,7 x 0,6m x 1m (B,T,H) und selbst diese Maße sind absolutes Mindestmaß, besser wäre ein Käfig mit der Größe von 2m x 0,8m x 1,8m und mehr.
Verstößt man gegen die Vorgaben, verhängt das Veterinäramt Auflagen und bei deren Nichteinhalten Geldstrafen bis hin zum Haltungsverbot drohen!
Wenn man zur „Zucht“ nicht ausschließlich Weibchen und Böckchen mit einem Stammbaum und abgeklärter Herkunft über Generationen hinweg, die sowohl körperlich als auch vom Wesen her zum Nachwuchs-Kriegen geeignet sind, fördert man zum einen die Verbreitung von Krankheiten sowie körperlichen und organischen Missbildungen (z.B. Zahn- und Kieferanomalien, Herzfehler, Fellbeißen, schlechtes Fell, Überempfindlichkeiten) und zum anderen fördert man die Verbreitung schlecht sozialisierter und verhaltensgestörten Chinchillas, die sich später z.B. schlecht vergesellschaften lassen, gegenüber Artgenossen aggressiv sind oder ihren eigenen Nachwuchs später verstoßen oder gar töten.
Es gibt Tiere ist für Laien nicht eindeutig als Velvet zu kennzeichnen, verpaart man jedoch zwei Velvets (oder zwei Chins, die genetisch „weiß“ in sich tragen wie Apricot/ Beige weiß Schecken, Pink White, Wilson Weiß, Silberschecken…) miteinander, kommt es zum sogenanntem Letalfaktor und die Babys werden bei einer Wahrscheinlichkeit von 25% tot oder behindert geboren.
Kann eine Verwandtschaft nicht ausgeschlossenen werden, kann es zu ähnlichen Problemen kommen (Inzucht).
Wählt man keine Zucht geeigneten Eltern Tiere aus d.h. welche, die eine adäquate Größe, Alter, Gewicht, Wesen und körperlichen Zustand besitzen, und keine sinnvolle Gruppenzusammensetzung, geht man eine große Gefahr für das Muttertier, die Babys, den Vater und andere Mitbewohner ein.
Möglich sind dann:
Leider sind heutzutage Tierheime, Pflegestationen und Kleintiernanzeiger bereits mehr als überfüllt. Chinchillas werden auf Vermittlungsseiten von Privathaltern (z.B. Zeit-, Platzmangel, Zuchtauflösung, Krankheit, Allergie, Umzug, Nachwuchs, Arbeitslosigkeit, Überforderung, Interessensverlust…) und unseriösen Hobbyzüchtern daher nicht selten verschenkt, an Zoohandlungen weitergereicht oder für wenige Euro unter Wert verkauft. Selbst gute Hobbyzüchter verkleinern oder geben ihre Zuchten auf, weil sie ihre Chins nicht mehr loswerden, da der Markt. mit Secondhandchins und Chins von schlechten Züchtern und Vermehrern, übersättigt ist. Dieser Trend ist sehr bedenklich und fördert qualitativ minderwertige Tiere mit Krankheiten und seelischen Anomalien.
Info: Als Chinchillaliebhaber muss man sich unter diesen Umständen doch fragen: Warum noch mehr Nachwuchs auf die Welt setzen und nicht stattdessen Secondhand-Chinchillas helfen? Vermehrer hingegen sollte man nicht unterstützen, da man dadurch das Tierleid immer weiter fördert!
Nachwuchs sollte man erst dann bekommen lassen und sich darum kümmern, wenn man bereits einiges an Erfahrung mit Chins besitzt um die Zuchtqualität, das Verhalten, den Gesundheitszustand, etc. richtig einschätzen zu können. Ansonsten ist das Risiko groß, dass man den Tieren Schaden zufügt.
Bereits im Voraus muss man sich über alle möglichen Risiken und mögliche Schwierigkeiten beim Züchten erkundigen um bei Bedarf gezielt und kurzfristig handeln zu können. Erfahrung mit Päppeln und Zufüttern sollen ebenso vorhanden sein oder man sollte zumindest eine in dieser Hinsicht erfahrene Person in der Nähe zur Hand haben, wo man sich kurzfristig Hilfe einholen kann.
Also erst den Führerschein machen, erst dann fahren und nicht umgekehrt, sonst setzt man die Familie einem hohem Risiko aus!
Es gibt keinen sinnvollen Grund zu vermehren! Beim Vermehren gefährdet man das Tierwohl und das aus rein egoistischen Gründen!
Einen verantwortungsvollen Züchter erkennt man an folgenden Merkmalen: Merkmale einer seriösen
Hobbyzucht